Kontakt
Staatsanwaltschaft Magdeburg
Pressesprecher:
OStA Frank Baumgarten
Telefon: +49 391 6064130
Fax: +49 391 6064731
E-Mail: presse.sta-md(at)justiz.sachsen-anhalt.de
Pressemitteilungen der Staatsanwaltschaft Magdeburg
Adresse der Staatsanwaltschaft Magdeburg
Pressemitteilungen der Staatsanwaltschaft Magdeburg
(StA MD) Ermittlungsverfahren zum Unglück in Nachterstedt eingestellt
23.02.2016, Magdeburg – 1
- Staatsanwaltschaft Magdeburg
Am 18.07.2009 gegen ca. 04.30 Uhr ereignete sich an der
Südböschung des Tagebaurestloches Nachterstedt ein großräumiger Böschungsabrutsch.
Insgesamt gerieten ca. 4,5 Millionen Kubikmeter Erdreich in Bewegung,
wodurch ein großräumiger ? sogenannter - Rutschungskessel entstand. Dabei wurden
neben 3 Häusern auch drei Bewohner der Wohnsiedlung "Am Ring" in die
Tiefe gerissen, die dadurch auf tragische Weise ums Leben kamen.
Durch die Staatsanwaltschaft Magdeburg wurden unmittelbar
nach dem Unglücksereignis strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen, um zu
prüfen, ob ursächliches Tun oder pflichtwidriges Unterlassen von Dritten den
Erdrutsch und damit den Tod der 3 Verunglückten bedingt haben. Hierzu wurde durch
die Strafverfolgungsbehörden das Unglücksgeschehen in den zurückliegenden
Jahren mit hoher Intensität und immensen Aufwand, teils durch Einsatz von
technischen Feld- und Laborversuchen (Verflüssigungsuntersuchungen von Sand)
und Mitteln (Bohrungen), aufgearbeitet. Bei Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen hatte das Verfahren einen Umfang von insgesamt
69 Gigabyte an verschriftlichten Unterlagen. Zum Vergleich: 1 Gigabyte entspricht
ca. 200 Kartons a 2.500 Blatt Papier A 4.
Zur Klärung der Unglücksursache wurde durch die
Staatsanwaltschaft ein Gutachterkonsortium unter der Leitung von Herrn Dr.-Ing.
Clostermann der Markscheiderisch-Geotechnische Consulting Dortmund beauftragt.
Die Gutachter kamen nach den Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass der Böschungsabrutsch
auf ein Versagen des errichteten Böschungssystems unter Wasser zurückzuführen sei.
Dort bei Errichtung des Böschungssystems verwendete Kippmaterialien seien durch
die zur Unglückszeit vorherrschenden Wasserdrücke in Bewegung geraten und
abgerutscht.
Zudem hat die Betreibergesellschaft Lausitzer und
Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) gutachtliche
Untersuchungen zur Unglückursache angestellt. Auch der von der
Betreibergesellschaft beauftragte Gutachter Prof. Dr. Rolf Katzenbach kam im
Kern zu dem Ergebnis, dass Schwachstellen im Böschungssystem und hoher
Wasserdruck für den Abrutsch mitursächlich gewesen seien. Er geht jedoch davon aus, dass Auslöser für den
Böschungsabrutsch ein seismisches Ereignis (Microbeben) gewesen sei.
Schon vor diesem Hintergrund, dass trotz Auswertung aller
seit Beginn des Bergbaus im Unglücksbereich, wo seit ca. 1831 Braunkohle
abgebaut wird, vorliegenden Unterlagen und Aufzeichnungen keine einheitliche
Ursache für den Erdrutsch durch die Gutachter festgestellt werden kann, ließ
sich der Anfangsverdacht einer fahrlässigen Tötung (§ 222 Strafgesetzbuch)
nicht erhärten.
Es haben sich auch keine hinreichend sicheren Anhaltspunkte
dafür ergeben, dass Mitarbeiter der Betreibergesellschaft oder der
Aufsichtsbehörde, dem Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB),
strafrechtlich relevante Sorgfaltspflichtverletzungen bei der Errichtung oder
Pflege des Böschungssystems am Unglücksort begangen haben. Die über Jahre sich
verändernden Grundwasserverhältnisse, Strömungs- und Druckverhältnisse, waren
nicht sicher vorhersehbar. Aus den Ermittlungen ließ sich auch nicht herleiten,
dass etwa Maßnahmen zur Verhinderung des Böschungsabrutsches oder
Evakuierungsmaßnahmen in Kenntnis eines bevorstehenden Erdrutsches unterlassen
wurden.
Daher wurde das Ermittlungsverfahren durch die
Staatsanwaltschaft nach § 170 Absatz 2 Strafprozessordnung eingestellt.
Normal
0
21
false
false
false
DE
X-NONE
X-NONE
Impressum:Staatsanwaltschaft MagdeburgPressestelleBreiter Weg 203 - 20639104 MagdeburgTel: 0391 606-4130Fax: 0391 606-4731E-Mail: presse.sta-md@justiz.sachsen-anhalt.deWeb: www.sta-md.sachsen-anhalt.de